Globalisierung und Digitalisierung lassen aktuelle (weltpolitische) Ereignisse wie Gewalt, Unterdrückung, Terrorismus oder Krieg näher rücken. Die immer schneller eingehenden Informationen können gerade bei Jugendlichen zunehmend Unsicherheiten und Ängste verursachen. Durch die wachsende Verbreitung von Desinformation, sogenannten „Fake News“ und Hassreden entstehen neue Herausforderungen für Jugendliche, aber auch für Multiplikator*innen sowie Lehrkräfte.
Die Orientierungssuche im Internet und in den sozialen Medien ist dabei problematisch. Dort stehen häufig ungeprüft Aussagen gegen Aussagen, was zu einer zusätzlichen Verwirrung der Jugendlichen führt. Zeitgleich entstehen bereits in der Wahl der konsumierten Medien Filterblasen, die durch Algorithmen in den sozialen Medien weiter verstärkt werden. Kontroverse Inhalte werden durch die Algorithmen der sozialen Medien nicht zugelassen, es entstehen sogenannte Echokammern. Filterblasen erzeugen Erwartungssicherheit und verhindern kontroverse Diskussionen bzw. den Dialog mit Andersdenkenden. Die Möglichkeit, miteinander in Kontakt und Dialog zu treten, verringert sich. Beides ist entscheidend für die Ausbildung demokratischer Werte und einer Multiperspektivität.
Durch die fortschreitende Digitalisierung nutzen Kinder und Jugendliche immer früher Onlinedienste oder surfen im Internet. Wenn Kinder sich im Internet bewegen, geht das Gefühl von subjektiver Sicherheitswahrnehmung und die tatsächliche Sicherheit oft stark auseinander. Denn die digitale Welt enthält für Kinder und Jugendliche verschiedenste Sicherheitsrisiken, die im Digitalen nicht unmittelbar offensichtlich sind. Kinder nutzen häufig Social-Media-Dienste wie Instagram, YouTube, Facebook, Twitter, TikTok, Discord , Snapchat oder Messengerdienste wie Whatsapp. Siesind dort teilweise großen Sicherheitsrisiken ausgesetzt. Hier finden Sie ein paar Tipps, wie Sie die Sicherheit ihrer Kinder im Netz erhöhen können:
- Auf einigen Plattformen, wie zum Beispiel Instagram, gibt es die Funktion zur „elterlichen Aufsicht“. Sorgen Sie über diese Funktion für eine altersgerechte Voreinstellung, bevor Ihre Kinder Instagram nutzen. Um Kinderrechte in der Onlinekommunikation zu wahren, können solche elterlichen Kontrollmechanismen nur mit der Zustimmung von Kindern eingeschaltet werden.
- Ermutigen Sie Kinder, das eigene Profil vorab auf „Privat“ einzustellen, zum Beispiel indem Sie Kindern erklären, dass sie somit mehr Kontrolle über ihr eigenes Profil und ihre eigenen Daten haben. Das verringert das Risiko von Cybergrooming, (bei dem Erwachsene sich als Kinder oder Jugendliche ausgeben)
- Achten Sie auf die richtigen Einstellungen: es gibt Filter für sensible Inhalte, die gesetzt werden können. Diese Filter können beeinflussen, wie häufig gewisse Inhalte angezeigt werden sollen.
- Auf einigen Plattformen und Social Media Diensten gibt es Funktionen wie „ich bin an diesen Inhalten nicht interessiert“. Durch das Klicken auf solche Funktionen, werden ungewünschte Inhalte zukünftig ausgeblendet.
- Bleiben Sie mit Kindern im Gespräch, welche Inhalte sie auf Social Media konsumieren. Durch algorithmenbasierte Empfehlungen kann es auf Plattformen passieren, in negativen Filterblasen zu landen, die kindeswohlgefährdende Inhalte zeigen. Auf der Videoplattform TikTok werden zum Beispiel aktuell viele Kinder und Jugendliche mit Inhalten in Bezug auf Drogenkonsum und Drogenverkauf bespielt.
- Sprechen Sie mit Kindern, was sie tun können, wenn sie solche Inhalte sehen und zeigen Sie ihnen entsprechende Meldeplattformen. Versichern Sie Kinden, dass sie mit Ihnen reden können, wenn sie auf einen komischen Inhalt treffen oder sich unsicher sind, was in der jeweiligen Situation der richtige Umgang ist.
- Sollten Sie oder die Kinder gewaltverherrlichende Inhalte, Hass, Hetze oder kinderpornografische Inhalte auf Social Media sehen, melden Sie diese Inhalte. Das Melden dieser Inhalte ermöglicht nicht nur, auf Plattformen unerwünschte Inhalte zu finden und zu entfernen, sondern wird auch bei der Personalisierung des Feeds zukünftig berücksichtigt. Das heißt, Sie tragen somit zu einer wichtigen Regulierung bei, die eine friedliche Internetkultur fördert.
- Wenn Sie in der Onlinekommunikation in Kontakt mit gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, Hass, Hetze oder Gewaltverherrlichung kommen, machen Sie Screenshots von diesen Inhalten und gehen Sie mit diesem Beweismittel zur Polizei. Wenn Sie Kindern erklären, warum Sie welche Inhalte melden, Sind Sie für Kinder ein wichtiges Regulativ für eine Friedenskultur im Internet und nehmen eine Vorbildfunktion für Kinder ein. Dadurch geben Sie Kindern Orientierung, welche Inhalte grenzüberschreitend oder gewaltvoll sind.
Das Projekt Streitkultur 3.0
Das von der Berghof durchgeführte Modellprojekt “Streitkultur 3.0: Lernräume und -medien für junge Menschen zur Auseinandersetzung mit Hass und Gewalt im Netz“ setzt genau an diesen problematischen Entwicklungen an. Ergebnis des Projekts war die Entwicklung und Erprobung von fünf Dialoglaboren, in denen sich Jugendliche mit demokratiefeindlichen Phänomenen wie Desinformation, Hate Speech oder dem Einsatz von Algorithmen auseinandersetzen. Der dazugehörige Leitfaden, der hier heruntergeladen werden kann, zielt darauf ab, dass Multiplikator*innen, Lehrkräfte und Pädagog*innen die Dialoglabore sowohl im formalen als auch im nicht-formalen Bildungskontext eigenständig durchführen können.
Das Projekt wurde im Zeitraum von August 2017 bis Dezember 2019 im Rahmen von Demokratie leben! aus Mitteln des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und der Bundeszentrale für politische Bildung gefördert.
Weiterführende Links und Tipps:
- Seitenstark
- Schau-hin.info Die Initiative „SCHAU HIN! Was Dein Kind mit Medien macht.“ unterstützt Familien und Erziehungsberechtigte bei der Medienerziehung:
1. Eltern und Erziehungsberechtigte können Fragen an Mediencoaches stellen
2. Es gibt Informationsmateralien zum Download
3. Es gibt ein interaktives Medienquiz
- Jugendschutz.net: www.jugendschutz.net/ratundhilfe/
- Seite bei Fragen über Cybergrooming: Fragzebra.de