In Somalia herrscht seit 1991 ein Bürgerkrieg. Über seine väterliche Abstammung gehört jeder Somalier und jede Somalierin zu einem Clan. Die größten Clanfamilien heißen: Hawiye, Darod, Isaaq, Rahanweyn und Dir. Sie unterteilen sich in zahlreiche Unterclans.
Wie entstand der Machtkampf unter den Clans?
Bis 1960 war das Land eine Kolonie von Großbritannien und Italien. Nach der Unabhängigkeit folgte der Versuch, eine Demokratie aufzubauen. 1969 übernahm jedoch der Diktator Siad Barre die Macht. Er spielte die Clans bewusst gegeneinander aus, um seine eigene Macht zu sichern. Doch die Clans begannen mit der Zeit ihren Widerstand zu organisieren. Schließlich wurde Siad Barre im Jahr 1991 gestürzt und floh ins Ausland. Es entstand ein Machtkampf darüber, welcher Clan das Land in Zukunft regieren sollte.
Welche Rolle spielt das Klima bei den Auseinandersetzungen in Somalia?
Somalia ist ein sehr trockenes Land am „Horn von Afrika“. Viele Menschen in Somalia leiden unter der Trockenheit und es gibt nur wenige grüne Weiden für die Tiere. Deswegen kommt es immer wieder zu Auseinandersetzungen um Wasser, Vieh und Land.
Warum herrscht noch immer kein Frieden in Somalia?
Im Dezember 1992 begannen, erst unter der Führung der USA, dann fortgesetzt von der UNO ,massive friedenserzwingende Maßnahmen´. Ihr Ziel war es, dadurch in Somalia eine Zentralregierung zu etablieren. 1993 fanden in Mogadischu heftige Gefechte statt. Der Bundestag schickte daraufhin 1993 erstmals bewaffnete Soldat*innen ins Bürgerkriegsland Somalia. Sie sollten humanitäre Hilfe leisten. Doch der UNO-Einsatz scheiterte. Der Krieg in Somaila dauerte noch viele weitere Jahre an.
Ein Grund, warum in Somalia noch immer gekämpft wird, ist, dass viele Anführer von bewaffneten Gruppen davon profitieren. Solange das Land instabil ist, können sie illegale Geschäfte betreiben, wie zum Beispiel Erpressung. Wenn der Staat besser funktionieren würde, würden die Anführer ihre Macht verlieren und müssten vielleicht sogar ins Gefängnis. Deshalb stören sie immer wieder Friedensverhandlungen. Mittlerweile geht es weniger darum, welcher Clan die Macht in Somalia hat. Sondern es gibt einen Bürgerkrieg zwischen der islamistischen Gruppe Al-Shabaab und der somalischen Regierung.
Wofür steht die Miliz Al-Shabaab?
Al-Shabaab möchte eine politische und gesellschaftliche Erneuerung in Somalia. Ihr Ziel ist es, einen sogenannten Gottesstaat zu errichten, in dem die Menschen nach sehr strengen islamischen Regeln leben sollen. Al Shabaab konnte mit Hilfe der militärischen Mission der Afrikanischen Union (AMISOM) aus der Hauptstadt Mogadischu und anderen Teilen Somalias vertrieben werden. Seitdem ist die Gruppe geschwächt. Trotzdem gelingt es ihnen regelmäßig zum Beispiel Hotels oder Regierungsgebäude anzugreifen und Anschläge zu verüben.
Wie ist die aktuelle Situation in Somalia?
Somalia hat seit August 2012 wieder eine Regierung. 2017 fanden zum zweiten Mal Wahlen statt. Mohamed Abdullahi Mohamed wurde zum Präsidenten gewählt. Leider gibt es immer noch Korruption und Attentate von islamistischen Terrorgruppen wie der Miliz Al-Shabaab. Deswegen sind auch viele Menschen aus Somalia auf der Flucht. Die meisten fliehen innerhalb Somalias oder in ein Nachbarland. Dort leben die Menschen oft unter schlechten Bedingungen in Flüchtlingscamps. Aber viele Menschen haben auch Hoffnung. Seit es wieder eine Regierung gibt und die Miliz Al-Shabaab stark zurückgedrängt wurde, müssen sie weniger Angst haben. Endlich können sie an den Strand gehen, ein Cafe besuchen oder ein Geschäft eröffnen. Viele Somalier und Somalierinnen haben deshalb neuen Mut und möchten ihr Land wieder aufbauen.
Der Clan-Ältestenrat der Provinzen Sool, Sanaag und Ceyn hat im Februar 2023 mitgeteilt, dass drei Provinzen in Somaliland wieder Teil von Somalia werden wollen. Sie fordern, dass Somaliland sein Militär aus den Provinzen abziehen soll. Denn diese drei Provinzen werden sowohl von Somaliland als auch von der somalischen Region Puntland beansprucht. Deshalb gab es dort in der Vergangenheit immer wieder Konflikte und gewalttätige Auseinandersetzungen. Somaliland ist eine Region im Norden Somalias mit rund 3,5 Millionen Einwohner*innen. Somaliland ist seit über 30 Jahren praktisch unabhängig, wird aber völkerrechtlich nur von Taiwan anerkannt.